Schedule und Location
Leider habe ich es nicht geschafft mich zu klonen und konnte deswegen nicht an allen Vorträgen teilnehmen - wie das nun mal so ist. Ich hoffe aber, dass ich auch eurer Meinung nach ein paar interessante Eindrücke einfangen konnte.
Den Ablaufplan zur Tagung findet ihr als Dateidownload hier.
Viel Spaß beim Lesen! Ich freue mich über (konstruktive) Kommentare. ;)
Zur Begrüßung...
... empfingen Prof. Dr. Tobias Seidl, der Leiter der Abteilung Hochschuldidaktik der Hochschule der Medien (HdM) und Prof. Dr.-Ing. Andreas Daberkow von der Hochschule Heilbronn. Die Tagung startete pünktlich um 9.30 Uhr zum Thema Digitales Lehren und Prüfen. Zur Freude aller Beteiligten fanden viele Interessierte den Weg nach Stuttgart, was die Veranstalter schon während der begrüßenden Worte zu einem vielversprechenden Ausblick verleitete – die Hochschulföderation SüdWest (HfSW) möchte es nicht bei dieser einen Tagung belassen und plant weitere Veranstaltungen in diesem Format. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt!
Die Tagung sollte nicht nur als Plattform zum Austausch für Experten und Expertinnen in den Bereichen E-Learning und Digitalisierung dienen, sondern auch Studierenden und anderen Interessierten Einblicke in die bestehenden Möglichkeiten geben sowie deren Fragen beantworten.
4 Jahre MOOCs - gewonnene Erkenntnisse
Benjamin Ries, Softwareentwickler bei Coursera in Kalifornien, eröffnete als erster Key-Note-Speaker mit Einblicken ins Silicon Valley und der Vorstellung von Erkenntnissen, die das Unternehmen in den letzten Jahren sammeln konnte. Mittlerweile verzeichnet die Plattform 21 Millionen Lernende weltweit (Stand Oktober 2016) – wie viele davon tatsächlich mit einem kostenpflichtigen Zertifikat abschließen, ließ Ries offen. Interessant ist, dass 24% der eingeschriebenen Lernenden ausschließlich an mobilen Endgeräten lernen, Trend steigend. Mobile Learning ist demnach nicht nur leise Zukunftsmusik, sondern sollte im E-Learning-Bereich schon jetzt eine ernsthafte Rolle spielen. Ries sprach dabei von Lernen aus der Hosentasche sowie von spaced repetition (Push-Benachrichtigungen als Lernerinnerung/-motivation).
Die Erkenntnisse, die Ries vorstellte, konnten durch eine Vielzahl an Vergleichstests zwischen verschiedenen Gruppen gewonnen werden. Die Wichtigsten waren dabei die Strukturiertheit von Kursen zu gewährleisten, Karriere relevante Lerninhalte zur Verfügung zu stellen und das Lernen in Gruppen zu ermöglichen. Bei der Kursstruktur setzt Coursera mittlerweile auf sogenannte auto-cohorts – ein Kurs zu einem Themenbereich startet jeweils in zwei bis vier Wochenabständen. Lernende schreiben sich zu ihrem Wunschdatum in den entsprechenden Kurs ein, wodurch sich automatisch Kohorten bilden, die dann gemeinsam den Kurs absolvieren. Dadurch ist die Wahl des Zeitfensters, in welchem ein Kurs absolviert werden kann, frei. Der Kurs kann in sich jedoch durch Termine und Fristen strukturiert werden. Erkenntnissen von Coursera zufolge, sei die Bereitstellung von Deadlines enorm wichtig, um die Abbrecherquote minimal zu halten. Als Karriere relevante Lerninhalte führte Ries insbesondere Themen in den Bereichen Informatik, Marketing und Wirtschaft auf.
Die Kollaborationskomponente gewährleistet Coursera zum einen mittels direkter Kommunikation innerhalb der Kurse durch Instant-Messaging sowie zum anderen durch Video-Konferenzen. Zudem erhalten Lernende Feedback zu Tests und Aufgaben von Experten. In diesem Fall sind Experten Personen, die den entsprechenden Kurs bereits erfolgreich absolviert haben. Diese fungieren als Mentoren, die sich sehr viel besser in die Lernenden hineinversetzen können und wissen, wo die Probleme und Bedürfnisse der „neuen“ Lernenden liegen. Die Funktion als Mentor habe ebenfalls einen positiven Effekt für die Absolventen, da diese durch die Vermittlung der Lerninhalte ihr eigenes Wissen vertiefen können.
Auch zum Thema Datenschutz und -sicherheit äußerte sich Ries. Die Identität eines Prüflings wird über ein ID matching System überprüft, bei dem der zukünftige Absolvent vor Beginn der Prüfung seinen Personalausweis während einer Videokonferenz in die Kamera halten muss. Außerdem gibt es das sogenannte finger pattern matching. Hier wird die Art und Weise, wie eine Person auf der Tastatur tippt, analysiert und in einer Prüfungssituation mit dem ermittelten Muster verglichen.
Als abschließenden Ausblick kündigte Ries an, dass sich Coursera momentan auf den Einstieg in die Aus- und Weiterbildung fokussiere. Die Vision ist es, Coursera sozusagen als Talentscout in die Jobsuche zu integrieren – Absolventen sollen demnach direkt an entsprechende Unternehmen vermittelt werden. Des Weiteren beschäftigt das Unternehmen die Frage: „Was kommt nach dem Video?“. Das Video sei mit ca. 70% das meist genutzte Lehrmittel der Plattform. Bislang gebe es noch kein besseres Format. Zukünftig könnten Lehrvideos allerdings interaktiver gestaltet werden, beispielsweise, dass Aufgaben direkt im Video gelöst werden können oder, dass es innerhalb eines Videos verschiedene Pfade gibt, die den Lernenden, je nach Antwort, durch den Lerninhalt führen.
Ries arbeitet gerade vor allem an der Übersetzung von Online-Kursen. Dabei sei es wichtig, dass die Übersetzung nicht nur rein sprachlich stattfindet, sondern auch Beispiele auf die jeweilige Nation angepasst werden müssen. Für Coursera arbeiten derzeit viele freiwillige Übersetzer aus den verschiedensten Ländern, die als Global Translator Community bezeichnet wird. Die Übersetzungsqualität der Community war, entgegen den Erwartungen, erstaunlich hoch. Die Übersetzer hatten die zu übersetzenden Kurse bereits absolviert und verfügten demnach über einen besseren fachlichen Wortschatz, als professionelle Übersetzer. TRAMOOC arbeitet gerade an einem Generator, der für einen speziellen Fachbereich Inhalte übersetzt.
E-Learning-Erfahrungen an Schulen in Deutschland
Ebenfalls als Key-Note-Speaker stellte Dietmar Kück, Lehrer an der Stadtteilschule Oldenfelde in Hamburg, das zweijährige Hamburger Pilotprojekt Start in die nächste Generation vor. Das Projekt startete im Sommer 2014 mit insgesamt sechs teilnehmenden Schulen. Heute arbeiten
bereits mehr als 90 Schulen in Hamburg nach der Devise Bring your own device (BYOD).
Gleich zu Beginn erklärt er, dass es zur Normalität werden müsse, dass (persönliche) Daten von Schülern und Lehrern auf einer Lernplattform gespeichert werden dürfen. Nur so kann eine optimale Unterstützung stattfinden. Bislang musste pro Person eine schriftliche Einwilligung zur Datenspeicherung eingeholt werden. Um den Bürokratieaufwand zu minimieren, änderte Hamburg das Schulgesetz entsprechend – im Vergleich zu Flächenbundesländern aber wohl eine simple Prozedur. Nach der Gesetzesänderung liegen Datensicherung und Datenschutz in der Aufgabe des Landes.
Durch das Pilotprojekt wird nun in ganz Hamburg eduPort als virtuelles Klassenzimmer genutzt, in dem sich Lehrer und Schüler austauschen können. Die verwendete Lernplattform itslearning kam vom gleichnamigen Dienstleister aus Berlin und wurde ausgewählt, weil dieser auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche der Hamburger eingehen konnte. In der Lernplattform sind bereits externe Lernmöglichkeiten wie sofatutor oder scoyo integriert, weitere können hinzugefügt werden. Nicht nur das Verwenden von externen Lerninhalten und –aufgaben ist möglich, sondern auch die direkte Verknüpfung zum Bildungsplan. Der Lehrende hat die Möglichkeit, bei jeder seiner gestellten Aufgaben, die entsprechende Kompetenz, die ein Schüler oder eine Schülerin dadurch erwerben soll, zu hinterlegen. Er hat außerdem jederzeit einen Überblick über den Wissensstand der einzelnen SchülerInnen. Damit kann er individuelle Förderung ermöglichen oder Fördergruppen bilden. Kück stellte außerdem dar, dass er vom Lehrer zum Lernbegleiter werde. Digitale Medien würden in seinem Unterricht als Erweiterung dienen. Reguläre Schulbücher würden trotzdem verwendet werden – je nachdem, welches Material sich besser eignet.
Innerhalb der Schule sei eine Art peer-to-peer learning entstanden – nicht nur Schüler lernen von Lehrern, sondern auch umgekehrt. Eine reine Lehrerfortbildung durch Experten würde nach dem momentanen technischen Verständnis der Lehrkräfte nicht viel bringen. Die Integration von digitalen Medien ist für Kück ein Schulentwicklungsprozess, bei welchem die IT-Infrastruktur, das Schulcurriculum, die Lehrerbildung sowie die Unterrichtsentwicklung gleichsam betrachtet und angepasst werden müssen.
Erkenntnisse des Pilotprojekts sind zum einen, dass der Lernerfolg der Schüler zwar nicht besser, aber auch nicht schlechter wurde und das vor allem im Kopierbereich massiv Kosten eingespart werden konnten. Zukünftig soll es eine Kooperation mit Lehramtsstudenten geben, um diese an die Techniken heranzuführen.
E-Learning durch die Hintertür
Dipl. Päd. Iris Neiske, Doktorandin der Universität Paderborn, stellte mit ihrem Vortrag E-Learning durch die Hintertür ihr E-Tutorenprogramm vor, welches ein Teilprojekt des BMBF-Förderprogramms Qualitätspakt Lehre – Heterogenität als Chance ist.
Wie viele Studenten persönlich erfahren, nutzen die meisten der Dozenten an Hochschulen und Universitäten Lernplattformen als reine Materialschleudern. Trotz mangelnder Kompetenzen im Bereich der Nutzung solcher Plattformen, sind die Lehrenden aus verschiedenen Gründen nur schwer erreichbar. Nun stellt sich die Frage, wie dieser Kompetenzerwerb trotzdem gelingen und das Interesse für E-Learning-Umgebungen geweckt werden kann. Iris Neiske sagt, dass E-Tutoren die Lösung sind.
E-Tutoren sind Studenten, die während ihrer vorlesungsfreien Zeit mittels eines Blended Learning Ansatzes zu E-Learning Experten ausgebildet werden. Zur Ausbildung gehört ein Praxisprojekt, das mit einem Dozenten der Universität Paderborn umgesetzt werden muss. Dadurch lernen nicht nur die Studenten praktisch und didaktisch sinnvoll mit diversen Tools und Formaten umzugehen, sondern auch die Lehrenden werden auf E-Learning Szenarien aufmerksam gemacht, lernen neue Methoden kennen und finden nachweislich Gefallen daran. Das Programm wird für Studierende kostenfrei angeboten.
Mathegrundlagen an der Hochschule Heilbronn
Digital seit 8 Semestern
Prof. Dr.-Ing. Andreas Daberkow stellte in seinem Vortrag heraus, dass es an der Hochschule Heilbronn oftmals an essentiellen Mathegrundlagen der Studierenden fehle. Das liege vor allem daran, dass in Heilbronn viele Studienanfänger aus dem zweiten Bildungsweg an die Hochschule kommen würden. Seit über vier Jahren werden daher Wissenslücken der Erstsemester durch den Einsatz eines Mathematik-Onlinesystems geschlossen. Die Grundlagentests aus dem Onlinesysteme müssen bestanden sein, dass der Student zur Prüfung zugelassen wird. Im System findet eine automatische Korrektur der Tests statt.
Bewerterunterstützung für Freitextaufgaben
Prof. Dr. Ulrike Pado, Dozentin an der Hochschule für Technik in Stuttgart, stellt ihr Projekt zur Bewerterunterstützung von Freitextaufgaben vor. Sie erklärt, dass es ein Wunsch der Dozenten sei, möglichst häufig Feedback an Studierende weitergeben zu können. Diesem Wunsch kann vor allem bei der Bewertung von Freitextaufgaben häufig nicht nachgekommen werden, da diese Bewertungsform sehr zeitaufwändig sei. Zudem könne nicht immer eine konsistente Bewertungsmethodik gewährleistet werden, da diese auch immer von der Verfassung des Lehrenden abhängt – und auch Dozenten sind Menschen.
Pado behauptet, dass man Antworten von Studierenden in drei Teilbereiche einordnen kann: Antworten, die sehr gut sind, Antworten, die sehr schlecht sind und Antworten, die in einem mittleren Bewertungsbereich liegen. Der zuletzt angesprochene Bereich sei am zeitaufwändigsten für den Lehrenden, da hier Kleinigkeiten herausgefiltert werden müssen, um dem Lernenden eine adäquate Rückmeldung zu geben.
Die Lösung des Problems soll eine automatische Vorsortierung der Antworten in die eben genannten Bereiche sein. Die Antworten werden dabei mit einer Musterlösung verglichen. Der Vergleich findet durch einen Algorithmus in Form eines Plug-ins statt, dass theoretisch in sämtliche Lernplattformen eingebunden werden könnte. Für Moodle gibt es bereits ein Plug-in.
Die Analyse von digital(isiert)en Daten zur Verbesserung der (e)Lehre
Armin Egetenmaier von der Hochschule Aalen stellte in seinem Vortrag die Forschungsfelder im Bereich Learning Analytics vor. Schon seit 2013 sei laut des NMC Horizon Reports die Messung des Lernprozesses von großer Bedeutung. Das Forschungsfeld Learning Analytics konzentriere sich dabei auf das Zusammenspiel und die Interaktion zwischen der Organisation, den Lehrenden und den Lernenden. Aus der Datenanalyse verspreche man sich ein Vorhersagemodell, das studentisches Verhalten modellieren soll. Daraufhin könnten adaptive Lehrangebote erstellt werden, die einen effektiven Nutzen ermöglichen und zu seiner Ressourcenoptimierung führen könnten.
Herausforderungen des Forschungsfeldes seien das Vertrauen in die Technik zu unterstützen, einer Überanalyse der Daten vorzubeugen, die Daten adäquat zu visualisieren, so dass sinnvolle Konsequenzen gezogen werden können und den Datenschutz zu berücksichtigen. Ein Beispiel einer Unterstützung für Studierende durch Datenerhebungen ist das Projekt S-BEAT (Studenten Beratungs- und Analysetool), das an der HdM entwickelt wurde sowie das Projekt LeMo des Instituts für angewandte Forschung in Berlin.
Egetenmaier stellte heraus, dass auf dem Lernprozessweg Daten zur Heterogenität und zur Motivation der Studierenden sowie zur Unterstützung derer erhoben werden müssten. Diese sollen zu einem besseren Verständnis des Lernprozesses führen und eine passende Unterstützung sowie eine zeitnahe Anpassung von Lehrstrukturen ermöglichen. Dabei stellte sich die Frage, ob auch tatsächlich die Daten der Studierenden erhoben werden, die weitere Unterstützung benötigen würden? Allgemeiner gefragt: Wie repräsentativ sind solche Erhebungen tatsächlich? Egetenmaier antwortet daraufhin, dass nahezu alle der Studierenden bislang an seinen Erhebungen teilgenommen hätten und damit ein repräsentativer Überblick gewährleistet werden könne. Eine weitere Anmerkung war, dass aus den gefundenen Korrelationen der quantitativen Datenerhebungen keine Kausalitäten geschlossen werden könnten. Durch die Datenmenge, erwiderte Egetenmaier darauf, sollten dennoch sinnvolle Schlussfolgerungen gezogen werden können.
Das Enhanced Inverted Classroom-Modell (EICM) als Grundbaustein einer modernen Hochschullehre
Perspektiven für ein digitales Lehren und Prüfen
Prof. Dr. Christoph Schärtl, Dozent an der Fakultät für Sozial- und Rechtswissenschaften an der SRH Hochschule Heidelberg, stellte in seinem Vortrag seine Idee des Enhanced Inverted Classroom-Modells (EICM) vor. Die moderne Hochschullehre habe mittlerweile das Verständnis, den Studenten nicht nur Inhalte, sondern vor allem Kompetenzen zu vermitteln. Das EICM nehme das Flipped Classroom Modell auf und verbessere es.
Das klassische Flipped Classroom-Modell besteht aus einer Vorbereitungsphase und einer darauffolgenden Präsenzphase. Schärtl kritisierte daran, dass es sehr abhängig von der freiwilligen Mitwirkung der Studenten sei und die Nachbereitung und Wiederholung von Inhalten fehle sowie die selbstständige Reflexion der Studierenden nicht berücksichtige. Das EICM bestehe deshalb im ersten Schritt aus einer vorbereitenden Selbstlernphase, in welcher der Wissenserwerb im Vordergrund stünde. Im zweiten Schritt würde in Präsenz der Kompetenzerwerb und im dritten und letzten Schritt wiederum eine nachbereitende Selbstlernphase zur Wiederholung der Inhalte stattfinden. Die Besonderheit der vorbereitenden Selbstlernphase sei, dass der Wissensstand der Lernenden durch einen Test abgefragt werden würde und daraufhin verschiedene Lernpfade angeboten werden könnten, um besser auf die Studierenden eingehen zu können. Außerdem könne die Präsenzphase dadurch für komplexere Wissensvermittlung und den Kompetenzerwerb „freigeschaufelt“ werden.
Für das EIC-Modell benötige Schärtl eine intuitive Lernumgebung, die effizientes Arbeiten ermöglicht und die Studierenden motiviert. Moodle und Ilias seien durch ihren sehr linearen und hierarchischen Aufbau nicht dafür geeignet, da die Lernbausteine innerhalb der Plattform nicht nur modular, sondern auch möglichst granular aufgebaut sein sollten. Einzelne Bausteine müssten partiell ersetzbar sein können, falls sich an den Inhalten etwas ändert. Schärtl schlug eine zentrale, das gesamte Studium begleitende Lehr-/Lernplattform vor, die er eLAW (elektronische Lehr-/Lernplattform zur anwenderzentrierten Wissensvermittlung) nannte. In dieser Plattform sollen adaptive Aufgabenstellungen, kontinuierliche Abfragen und Tests sowie Multimedialität und Learning Analytics einen Platz finden.
Ein neuer Smartphone-basierter Ansatz zum Lehren von Java mit einem Lernspiel
Tobias Jordine, Doktorand an der HdM in Stuttgart, kombinierte durch seinen Vortrag die Themen Game-based Learning und Mobile Learning. Durch ein von ihm entwickeltes Lernspiel auf dem Smartphone soll es Studierenden ermöglicht werden, die Programmiersprache Java zu lernen. Die Notwendigkeit eines solchen Spiels begründete er an Hand einer von ihm durchgeführten Umfrage. Laut dieser Umfrage nutzen 48% der Studierenden zusätzliche E-Learning Ressourcen, um Java zu lernen. Außerdem wird learning-by-doing im Bereich der Programmierung als besonders sinnvoll erachtet. Jordine fand außerdem heraus, dass der Hauptverwendungszweck von mobilen Endgeräten Wartezeiten wären. Daraus ergab sich eine der Hauptanforderungen: das Lernspiel sollte aus kurzen, modularen Abschnitten bestehen.
Bei der Umsetzung wurde die Tastatur des Endgerätes für das Lernspiel optimiert. Das bedeutet, dass vor allem Vereinfachungen vorgenommen wurden und beispielsweise wichtige Befehle auf einer Taste stehen. Die Applikation wurde über vier Semester hinweg getestet, wobei die Nutzung im Laufe der Studie abnahm. Ergebnisse der Langzeitstudie waren zum Beispiel, dass die Nummerierung der Zeilen im Textfeld (line numbers) und das Syntax-Highlighting fehlten. Zudem sei es nicht möglich, komplexe Strukturen zu vermitteln, was das ausschließliche Lernen mit der Applikation undenkbar macht. Jordine’s Fazit ist daher, dass das Lernspiel als Erweiterung zur Vorlesung dienen und bei der Vertiefung von einfachem Wissen unterstützen kann.
Barrieren für die Nutzung von E-Learning in der Hochschullehre
Dr. Annika Jokiaho von der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg stellte in ihrem Vortrag Barrieren für die Nutzung von E-Learning Szenarien in der Hochschullehre vor. Die Abteilung Neue Technologien in Lehre und Verwaltung der PH Ludwigsburg hat sich mit Studien, hauptsächlich aus dem englischsprachigen Raum, beschäftigt und geht auf die Hürden für den Einsatz von E-Learning ein.
Diese Hürden lassen sich in drei Teilbereiche untergliedern. Zum einen gebe es technische Faktoren, wie zum Beispiel die Angst vor dem Umgang mit Tools und einer eventuellen Bloßstellung vor den Studierenden, wenn die Technik versagt. Zudem sind eine mangelnde Benutzerfreundlichkeit und eine unzureichende Infrastruktur Themen, die beunruhigen. Des Weiteren gebe es persönliche Faktoren, wie zum Beispiel die zeitliche Einspannung der Lehrenden sowie die fehlende Erfahrung und Motivation, sich an neue Techniken zu wagen. Einen interessanten Aspekt bringt Jokiaho damit ein, dass Lehrende mit einem hohen akademischen Grad eher Bedenken beim Einsatz von digitalen Medien haben. Der dritte Teilbereich beinhalte organisatorische Faktoren, wie zum Beispiel fehlenden Support und Anerkennung sowie fehlende didaktische Modelle, die bei der Umsetzung von E-Learning Szenarien helfen sollen.
Die herkömmliche Lernkultur sowie die fehlende Offenheit seien allerdings das größte Hindernis. Als Maßnahmen und Erkenntnisse schlug Jokiaho ein breites Weiterbildungsangebot, das sich nicht nur mit Tools, sondern auch mit neuen didaktischen Methoden beschäftigt, vor. Eingesetzte Tools sollen außerdem das Lernen ermöglichen und das Bewusstsein für die Wichtigkeit von institutionellen Aspekten sollte geschärft werden. Zudem rief sie auf, Richtlinien aufzustellen, an welchen sich eine Hochschule orientieren könne.
Podiumsdiskussion: E-Klausuren an Hochschulen
... und das auf meinem eigenen Endgerät?
Während der abschließenden Podiumsdiskussion zum Thema E-Klausuren an Hochschulen wurde neben Problemen und technischen Aspekten auch die juristische Seite betrachtet. Probleme sind zum einen, dass bestehende Poolräume mit entsprechender Technik, wie es sie beispielsweise an der Hochschule Furtwangen gibt, während des Semesters kaum bis gar nicht genutzt werden. Zum anderen werden durch Poolräume feste Kapazitätsgrenzen gesetzt, die die Durchführung einer E-Klausur verhindern können. Um diese Probleme zu lösen testete die Hochschule Furtwangen die Bring your own device-Methode. Hier gab es eine Software- und eine Hardware-Möglichkeit das mitgebrachte Gerät in einen Prüfungsmodus zu versetzen. Dieser Weg scheiterte allerdings an den Technikkenntnissen der Studierenden beispielsweise einen Laptop von einem USB-Stick zu booten, um ihn so in einen Prüfungsmodus versetzen zu können.
Das immer wieder angeprangerte rechtlichen Hauptproblem der Bring your own device-Methode, dass durch elektronische Geräte eine vermeintlich bessere Täuschungsmöglichkeit bestehen würde, sei rechtlich unerheblich. Was sich als problematischer Punkt herausstelle, sei die Chancengleichheit, die gewährleistet werden müsse. Das bedeutet, dass alle Studierenden das Recht haben, unter gleichen Bedingungen eine Prüfung ablegen zu können – was unter Umständen durch private Geräte nicht gewährleistet werden kann. Probleme die innerhalb dieser Diskussion nochmal herausgestellt wurden, waren die Heterogenität der Studierenden (und ihrer Geräte), die Infrastruktur der Hochschulen und die fehlende Erfahrung in diesen Szenarien, die zu einer allgemeinen Unsicherheit führen.
Eine weitere Idee war ein mobiler Pool, sogenannte Thin-Clients. In einem Prüfungsszenario werden hier Geräte, die sich bereits in einem Prüfungsmodus befinden, an die Studierenden ausgeteilt. Allerdings stellten sich die Wartung der Geräte und komplexere Prüfungsaufgaben, die auf einem Thin-Client nicht umgesetzt werden konnten, als Probleme heraus. Hier scheint also noch keine adäquate technische Möglichkeit vorzuliegen.
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